Stellungnahme des Stadtrates zum Bericht und Antrag vom 8. Mai 2018, Postulat Alfred Tappolet «Schaffhauser Wappentier im Munotgraben», Sitzung des Grossen Stadtrates vom 18. September 2018
Das Postulat «Schaffhauser Wappentier im Munotgraben» wurde am 2. August 2016 zur Prüfung an den Stadtrat überwiesen. Wie in der Vorlage beschrieben, wurde die Prüfung sehr breit angegangen. Neben der konkreten Frage, ob Mufflons statt Damhirsche im Munotgraben gehalten werden sollen, wurde auch die generelle Frage geprüft, ob überhaupt Tiere im Munotgraben gehalten werden sollen bzw. ob die Haltung tierschutzgerecht ist.
Wir sind so vorgegangen, dass wir involvierte und interessierte Kreise zu einem Workshop eingeladen haben. Als Ergebnis wurden folgende Nutzungen geprüft:
- Tierhaltung: Damhirsche, Mufflon, Schafe
- Keine Tierhaltung: Familiengärten, Wiese
Bei der Beurteilung der Nutzungen wurden sowohl die Machbarkeit und der Aufwand als auch die Attraktivität für Besucherinnen und Besucher und die Tradition im Kontext des einmaligen historischen Bauwerks berücksichtigt. Die Ergebnisse dieser Abklärungen sind in der Vorlage detailliert beschrieben und ich möchte hier nur ein paar zentrale Punkte hervorheben:
Zuerst zu den Damhirschen, die heute im Munotgraben leben: Die Hirschhaltung entspricht einer mittelalterlichen Tradition und passt somit gut zum Munot. Die Abklärungen von Wildtierexperten zeigen, dass die Tiere gesund sind und der Munotgraben für die Haltung solcher Tiere geeignet ist.
Die Idee Mufflons im Munotgraben zu halten, entspringt dem Gedanken, das Schaffhauser Wappentier zu zeigen. Unabhängig von der streitbaren Frage, ob im Stadtwappen nun ein Mufflon abgebildet ist oder nicht, ist die Mufflonhaltung im Munotgraben kritisch zu beurteilen. Gegenüber der Haltung von Damhirschen bestehen Nachteile in Bezug auf den baulichen und betrieblichen Aufwand, u.a. durch die Gefahr von Parasiten-Erkrankungen. Diese besteht insbesondere bei feuchten Bodenverhältnissen und erfordert, dass die Tiere immer wieder in ein anderes Gehe wechseln müssen. Die Möglichkeiten dazu sind im Munotgraben beschränkt.
Auch die Haltung von Hausschafen anstelle von Wildtieren haben wir geprüft. Es gibt verschiedene domestizierte Schafrassen, die dem Schaffhauser Wappentier ähneln. Für die Schafhaltung wären jedoch weitere Ställe notwendig. Zudem besteht die Gefahr von Krankheiten und die Bewirtschaftung ist deutlich aufwändiger als bei den Hirschen. Nebst der Fütterung sind Impfungen, Pharmazeutika, die Schur, Sauberhaltung des Stalles und eine regelmässige Klauenpflege notwendig.
Die Möglichkeiten für alternative Nutzungen ohne Tiere sind beschränkt durch die Lage, den Zugang und durch die Anforderung, dass der Munot ein einmaliges Bauwerk ist, das nicht durch Installationen beeinträchtigt werden soll.
Aufgrund der Gesamtabwägung aller Fakten spricht sich der Stadtrat dafür aus, die seit über 100 Jahren bewährte Tradition von Damhirschen im Munotgraben fortzuführen. Der Munotgraben ist gemäss Experten für die Damhirsch-Haltung geeignet und die Damhirsche werden von ausgebildeten Fachpersonen betreut. Auch der Munotverein begrüsst die Damhirsche im Munotgraben als attraktives Angebot für die Besucherinnen und Besucher des Munots. Ebenso hat sich der Verschönerungsverein der Stadt Schaffhausen und Umgebung sich für die Damhirschhaltung ausgesprochen. Dieser Verein hat einen besonderen Bezug zu den Damhirschen: Bereits 1896 hat er ein “Hirschkomitee” mit dem Ziel gebildet, eine Damhirschkolonie im Munotgraben einzurichten. 1905 wurde das Einführen der Hirsche beschlossen und im Mai desselben Jahres zogen erste Tiere aus dem Sihlwald im Munotgraben ein.
Mit der heutigen Diskussion fügen wir der Geschichte der Damhirschkolonie im Munotgraben ein weiteres Kapitel hinzu und wir sind gespannt, wie sich diese Tradition in Zukunft fortsetzen wird.