Stellungnahme des Stadtrates zum Postulat Nicole Herren “Herrenacker - wie weiter?”, Sitzung des Grossen Stadtrates vom 22. August 2017
Ausgangslage
Der Herrenacker ist der grösste Platz inmitten der Schaffhauser Altstadt. Er hat eine wechselvolle Geschichte mit verschiedenen Nutzungen. Ich gehe hier nur kurz auf die jüngste Geschichte ein:
Nachdem das Parkhaus unter dem Platz errichtet wurde, hat die Schaffhauser Stimmbevölkerung im Februar 2004 über eine neue Platzgestaltung abgestimmt. Das Projekt sah eine Pflästerung und eine einfache Möblierung vor. Es zeigte sich, dass die Vorstellungen über Nutzung und Gestaltung weit auseinander gehen. Der Kredit von 2.8 Mio. Franken wurde abgelehnt.
Daraufhin wurde ein neuer Vorschlag unter Einbezug der Nutzerinnen und Nutzer des Platzes erarbeitet. Die starke Beanspruchung für die Anlieferung diverser Geschäfte verlangte nach pragmatischen Lösungen und einer zurückhaltenden Gestaltung. Ein wichtiges Element der neuen Vorlage war die Neugestaltung der Parkhausaufgänge. Im November 2005 hat die Stimmbevölkerung einen Kredit von 1.9 Mio. Franken genehmigt für die Gestaltung in der Form, wie sich der Herrenacker heute präsentiert. Ein Baumfeld und ein kleines Wasserspiel zieren den oberen Teil des Herrenackers, je eine Baumallee ist entlang der Häuserzeilen angeordnet.
Belag
Einer der Hauptunterschiede zwischen dem 2004 abgelehnten und dem schliesslich realisierten Projekt ist der Belag. Anstelle der ursprünglich vorgeschlagenen Pflästerung wurde ein Saibrobelag eingebaut. Dies ist ein hochporöser wasserdurchlässiger Festkiesbelag, der eine Gestaltung mit unterschiedlichen Farbtönen ermöglicht. Für die Entwässerung des Platzes muss das Wasser auf der Drainageschicht auf der Decke der Tiefgarage abfliessen können.
Der Saibrobelag ist eine günstige und gestalterisch ansprechende Lösung. Rund um den Platz und zwischen den Feldern des Saibrobelags in unterschiedlichen Farben ist gepflästert, was dem Platz eine schöne Struktur gibt. Die helle und poröse Oberfläche kann die Hitzeentwicklung auf dem Platz dämpfen und trägt somit zu einem angenehmen Klima bei.
Rund 10 Jahre nach dem Einbau des Belags müssen wir leider feststellen, dass er nicht hält, was man sich ursprünglich davon versprochen hat.
- Der Belag leidet unter der hohen Belastung der vielen Anlieferungen, die täglich stattfinden. So ist er bereits stark abgenutzt und teilweise beschädigt. Im Dezember 2015 untersuchte das Tiefbauamt der Stadt Schaffhausen den Zustand mit Bohrkernen. Dabei zeigte sich, dass die Stabilität noch gegeben ist und kein akuter Sanierungsbedarf besteht. Die Deckschicht ist bereits stark abgenutzt und weist unterschiedliche Stärken auf.
Im unteren Bereich Richtung Beckenstube wurde der Belag schon mehrmals aufwändig repariert, da er dort durch die Anlieferungen besonders belastet ist. Dabei zeigt sich deutlich, dass ein Ausbesseren des Saibrobelags schwierig ist. Die reparierten Stellen sind sichtbar und nicht schön, wie auch die Postulantin bemängelt.
Der Saibrobelag kann nicht einfach an den beschädigten Stellen ersetzt werden. Bei der Reparatur des Belages ist es kaum möglich, das bestehende Farbkonzept zu reproduzieren. So sind alle sanierten Stellen deutlich sichtbar und im Lauf der Jahre würde ein Fleckenteppich entstehen. - Weiter zeigt die Untersuchung, dass die Poren an der Oberfläche durch die starke Verschmutzung verstopft sind. Die Entwässerung durch Versickerung des Regenwassers und Abfluss auf der Drainageschicht auf der Decke der Tiefgarage ist nicht mehr gewährleistet. Vor allem bei starken Niederschlägen fliesst das Wasser nur über die Oberfläche ab.
- Auch im Unterhalt ist der Belag schwierig: Eine Reinigung mit Kehrmaschinen, welche einer zu starken Verschmutzung hätte entgegenwirken können, ist nicht möglich. Der Herrenacker kann nicht gesalzen werden und eine Schwarzräumung ist nur im Bereich der Pflästerung möglich, da die Maschinen den Saibrobelag beschädigen würden.
Der heutige Belag hat also verschiedene Vor- und Nachteile. Aufgrund der zunehmenden Abnutzung ist eine umfassende Sanierung unumgänglich. Der Handlungsbedarf ist aber, wie bereits erwähnt, nicht akut und die Planung und Umsetzung der Sanierung ist ab 2019 vorgesehen.
Verbesserung der Aufenthaltsqualität
Der Herrenacker ist ein urbaner, innerstädtischer Platz, der sehr viele verschiedene Funktionen übernehmen muss. Durch die Aufteilung in eine grosse offene Fläche und das Baumdach im oberen Teil konnte eine gute Gliederung gefunden werden, die den verschiedenen Ansprüchen zu verschiedenen Zeiten gerecht wird.
Da der Platz nicht an der Hauptfussgängerrichtung liegt, ist die tägliche Frequentierung deutlich tiefer als auf dem Fronwagplatz. Verschiedene Restaurants sowie temporäre Nutzungen tragen dazu bei, den Platz zu beleben und auch die Sitzgelegenheiten im oberen Teil des Platzes werden regelmässig genutzt. Je nach Tages- und Jahreszeit sowie nach Wetter ist er unterschiedlich stark belebt. Der Brunnen ist im Sommer eine Attraktion vor allem für Kinder, die sehr gerne dort spielen.
Eine wichtige Anforderung für die tägliche Nutzung ist, dass die Zulieferung zum Stadttheater, Manor und Coop mit Lastwagen sichergestellt werden muss. Über das Jahr hinweg finden viele kleinere und grössere Veranstaltungen auf dem Herrenacker statt. Bei “Stars in Town” zeigt sich deutlich, welches Potenzial ein offener Platz hat. Die Veranstaltung hat es auch dank der speziellen Kulisse mitten in der Altstadt zu nationaler Bekanntheit geschafft. Auch wenn keine Veranstaltungen stattfinden ist die grosse freie Fläche mitten in der Altstadt eine Qualität, die von vielen Schaffhauserinnen und Schaffhausern geschätzt wird.
Die Nutzungen haben einen grossen Einfluss auf die Möglichkeiten der Platzgestaltung. Mit der heutigen Nutzung sind zusätzliche, fixe Elemente wie Bäume, Bänke usw. kaum möglich. Eine Möglichkeit ist, verschiebbares Mobiliar einzusetzen und noch in diesem Sommer werden ein paar flexibel nutzbare Bänke versuchsweise zur Verfügung stehen.
Einen Einfluss auf die Aufenthaltsqualität hat auch das Klima auf dem Platz. Eine weitere Begrünung des Platzes würde gegen die Wärmeentwicklung im Sommer helfen. Die Möglichkeiten für weitere Bäume sind aber durch die Nutzungen des Platzes beschränkt.
Fazit
Eine Sanierung des Belages auf dem Herrenacker ist auf jeden Fall in den nächsten Jahren angezeigt. Dadurch besteht erneut die Möglichkeit, Wünsche und Ansprüche an den Platz und seine Gestaltung aufzunehmen. Die bisherigen Diskussionen zeigen, dass die Erwartungen bezüglich Nutzung und Gestaltung sehr unterschiedlich und die Gestaltungsmöglichkeiten dadurch eingeschränkt sind. Das Potenzial zur Aufwertung des Platzes liegt nach Ansicht des Stadtrates in erster Linie bei weiteren temporären Nutzungen.
Der Stadtrat ist bereit, das Postulat entgegen zu nehmen und die notwendigen Schritte zur Sanierung und Gestaltung des Herrenackers umzusetzen. Im Rahmen des Prüfungsauftrages wird das Tiefbauamt in Zusammenarbeit mit Grün Schaffhausen und der Stadtplanung verschiedene Varianten zur Sanierung und Gestaltung des Herrenackers prüfen und einen Vorschlag zu Handen des Grossen Stadtrates erarbeiten. Da der Handlungsbedarf nicht akut ist und die zahlreichen Tiefbau-Projekte aufeinander abgestimmt werden müssen, sollen die Arbeiten ab 2019 erfolgen. Dabei werden wir gerne auch die Anregungen aufnehmen, die Sie uns nun in Ihren Voten mitgeben