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Bes­se­re Begeh­bar­keit der Fussgängerzone

Stel­lung­nah­me des Stadt­ra­tes zum Pos­tu­lat Georg Merz “Bes­se­re Begeh­bar­keit der Fuss­gän­ger­zo­ne für Men­schen mit Ein­schrän­kun­gen”, Sit­zung des Gros­sen Stadt­ra­tes vom 22. Mai 2018

1.    Ein­lei­tung

Bereits 2008 wur­de eine Moti­on von Roland Schött­le mit dem Titel “Rol­len statt Rüt­teln” ein­ge­reicht. Die­se hat­te zum Ziel, für Roll­stuhl­fah­rer und für Benut­zer ande­rer fahr­ba­rer Geh­hil­fen eine Ver­bes­se­rung der Lebens­qua­li­tät zu errei­chen. Der Antrag lau­te­te dar­auf, eine Mass­nah­men­pla­nung mit den erfor­der­li­chen Zie­len zu erstel­len und die Mit­tel für die Umset­zung die­ser Mass­nah­men über das Bud­get zu bean­tra­gen. In der Moti­on wur­de ein fugen­lo­ser asphal­tier­ter Weg­strei­fen von 2 Metern Brei­te in allen mit Pfläs­te­rung ver­se­he­nen Stras­sen der Alt­stadt gewünscht. Die Nut­ze­rin­nen und Nut­zer sol­len so in der Mobi­li­täts­ein­schrän­kung ent­las­tet werden.

Die Umset­zung soll­te gemäss dem dama­li­gen Vor­stoss dann erfol­gen, wenn bei Umbau- oder Sanie­rungs­mass­nah­men in den ent­spre­chen­den Berei­chen Stras­sen­ober­flä­chen bear­bei­tet oder wie­der her­ge­stellt wer­den. Ergän­zend dazu wur­de gefor­dert, ent­spre­chen­de Mass­nah­men in maxi­mal fünf Jah­res­etap­pen im gan­zen rest­li­chen Alt­stadt­ge­biet umzu­set­zen. Der Stadt­rat hat damals emp­foh­len, die Moti­on in ein Pos­tu­lat umzu­wan­deln und der Gros­se Stadt­rat erklär­te das Pos­tu­lat ein­stim­mig erheb­lich.  Der dama­li­ge Bau­re­fe­rent Peter Käpp­ler hat in der Sit­zung des Gros­sen Stadt­ra­tes vom 5. Mai 2009 aus­führ­lich Stel­lung genom­men. Ger­ne fas­se ich die damals genann­ten Grund­sät­ze, die auch heu­te noch gül­tig sind, zusam­men und gehe auf die Ent­wick­lun­gen in den ver­gan­ge­nen 9 Jah­ren ein.

2.    Gesetz­li­che Grundlagen

Seit 2004 ist in der Schweiz das Bun­des­ge­setz über die Besei­ti­gung von Benach­tei­li­gun­gen von Men­schen mit Mobi­li­täts­ein­schrän­kung  (Behin­der­ten­gleich­stel­lungs­ge­setz) in Kraft. Das Gesetz hat zum Zweck, Benach­tei­li­gun­gen für Men­schen mit Behin­de­run­gen zu ver­hin­dern, zu ver­rin­gern oder zu besei­ti­gen. Es setzt Rah­men­be­din­gun­gen, die Men­schen mit Mobi­li­täts­ein­schrän­kung erleich­tern sol­len, am gesell­schaft­li­chen Leben teil­zu­neh­men und selbst­stän­dig sozia­le Kon­tak­te zu pfle­gen, sich aus- und fort­zu­bil­den und eine Erwerbs­tä­tig­keit aus­zu­üben. Das Gesetz betrifft auch Bau­ten im öffent­li­chen Bereich, somit auch städ­ti­sche Wege, Trep­pen und Stras­sen. Der Stadt­rat legt gros­ses Augen­merk auf die Umset­zung des Bun­des­ge­set­zes und ist bestrebt, die ent­spre­chen­den Vor­ga­ben bei Hoch- und Tief­bau­ten einzuhalten.

3.    Pfläs­te­rung in der Altstadt

Die Zufahr­ten rund um die Alt­stadt sind mit einem Schwarz­be­lag ver­se­hen, die Fuss­gän­ger­zo­ne sind gepfläs­tert. Die Pfläs­te­rung der Alt­stadt hat eine lan­ge Tra­di­ti­on, wie dies in vie­len his­to­ri­schen euro­päi­schen Städ­ten der Fall ist. Aus städ­te­bau­li­cher wie aus denk­mal­pfle­ge­ri­scher Sicht wird die Alt­stadt und ins­be­son­de­re die Fuss­gän­ger­zo­ne als durch his­to­ri­sche Bau­ten gepräg­te Ein­heit betrach­tet. Ganz­heit­li­che Pfläs­te­run­gen wer­den als pas­send für den Alt­stadt­be­reich betrach­tet und geben ihr den typi­schen Charakter.

Die Pfläs­te­rung in der Alt­stadt zeigt ein hete­ro­ge­nes Bild bezüg­lich Grös­se, Far­be, Aus­füh­rung und Ober­flä­chen­be­schaf­fen­heit. Typisch für die Alt­stadt ist die rote Far­be auf den Haupt­ach­sen Vor­der­gas­se - Vor­stadt - Ober­stadt -Tan­ne - Schwert­stras­se - Löwen­gäss­chen. In den Sei­ten­gas­sen sind oft graue Pflas­ter­stei­ne anzutreffen.
Die ältes­ten Aus­füh­run­gen der im Rah­men der Ein­füh­rung der Fuss­gän­ger­zo­ne erstell­ten Pfläs­te­run­gen sind heu­te rund 40 Jah­re alt. Älter sind die Pfläs­te­run­gen zum Bei­spiel auf dem Platz, im Fischer­gäss­chen oder auf eini­gen Trottoir-Abschnitten.

Bereits bei der Beant­wor­tung der Moti­on “Rol­len statt Rüt­teln” wur­de dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der im Jahr 2006 in der obe­ren Vor­der­gas­se aus­ge­führ­te Plat­ten­be­lag mit Por­phyr­plat­ten dem Ziel der Moti­on ent­spricht. Bei der Aus­füh­rung die­ses Belags wur­den Erfah­run­gen aus ver­gan­ge­nen Jah­ren mit ein­be­zo­gen, zum Bei­spiel, dass der mit Por­phyr­plat­ten aus­ge­führ­te Plat­ten­be­lag immer mit Tafeln ver­stellt wur­de; des­halb wur­de die­ser gegen die Mit­te der Stras­se ver­scho­ben. Auch heu­te besteht das Pro­blem noch, dass die mit einem Plat­ten­be­lag aus­ge­führ­ten Strei­fen ver­stellt wer­den. Die Stadt­po­li­zei steht dazu im regel­mäs­si­gen Kon­tak­ten mit den Laden­be­sit­zern und Gas­tro­be­trei­bern und kor­ri­giert wo not­wen­dig und möglich.

4.    Arbei­ten bis 2011

Der Stadt­rat berich­te­te 2011 im Rah­men der Vor­la­ge zu den hän­gi­gen Motio­nen und Pos­tu­la­ten über den Stand der Umset­zung des Pos­tu­la­tes. Im Zuge von Bau­ar­bei­ten in der Alt­stadt wur­de eine bes­se­re Bege­hung für Geh­be­hin­der­te auf dem Haupt­netz des Fuss­weg­net­zes in der Alt­stadt umge­setzt. Die Anord­nung von Strei­fen mit Plat­ten­be­lag wur­de an fol­gen­den Orten fortgesetzt:

− Tun­nel­gäss­chen

− Fischer­gäss­chen

− Unter­stadt

− Post­hof

Wei­ter wur­de auf Lücken und geplan­te Arbei­ten beim Fron­wag­platz, an der Vor­stadt im Abschnitt Bogen­stras­se sowie Vor­der­gas­se, Höhe Kro­nen­gäss­chen hin­ge­wie­sen. Geplant war damals, die Abschnit­te Vor­der­gas­se und Fron­wag­platz ab 2012 etap­pen­wei­se ins Bud­get auf­zu­neh­men und mit einem Plat­ten­be­lag zu ergän­zen. Zudem wur­de auf ande­re, bis dahin aus­schliess­lich gepfläs­ter­te Stras­sen­ab­schnit­te im Alt­stadt­be­reich hin­ge­wie­sen, die in einer wei­te­ren Pha­se eben­falls mit einem Plat­ten­be­lag ver­se­hen wer­den sol­len. Dazu gehö­ren der Platz, die Safran­gas­se, die Stadt­haus­gas­se, die Ver­bin­dung Kirchhofplatz-Vordergasse, die Gold­stein­stras­se im Abschnitt Vor­der­gas­se bis Moser­stras­se und die Münstergasse.

Vor­ge­se­hen war, die Umset­zung mög­lichst mit ande­ren Arbei­ten zu koor­di­nie­ren und sonst jeweils als Ein­zel­mass­nah­me ab 2013 etap­pen­wei­se zu bud­ge­tie­ren und aus­zu­füh­ren. Auf­grund der finan­zi­el­len Situa­ti­on der Stadt Schaff­hau­sen sehe der Stadt­rat von einer sofor­ti­gen und gleich­zei­ti­gen Rea­li­sie­rung von Plat­ten­be­lä­gen ab. Ange­sichts der bereits erfolg­ten und geplan­ten Umset­zungs­schrit­te hat der Stadt­rat bean­tragt, das Pos­tu­lat abzu­schrei­ben und die wei­te­re Umset­zung als Dau­er­auf­ga­be vorzunehmen.

5.    Situa­ti­on heute

Nun eini­ge Jah­re spä­ter wur­de eru­iert, wel­che wei­te­ren Schrit­te seit­her ein­ge­lei­tet und umge­setzt wur­den. Dabei zeigt sich, dass die 2011 ange­kün­dig­ten wei­te­ren Umset­zungs­schrit­te bis­her noch nicht rea­li­siert wer­den konn­ten. Da im Alt­stadt­be­reich nur Sanie­rungs­ar­bei­ten im klei­nen bau­li­chen Unter­halt durch­ge­führt wur­den, konn­ten kei­ne Anpas­sun­gen im Zuge von Gesamt­sa­nie­run­gen ein­zel­ner Stras­sen­ab­schnit­te vor­ge­nom­men wer­den. Auch zeigt sich, dass durch die zahl­rei­chen per­so­nel­len Wech­sel im Tief­bau­amt wert­vol­le Erfah­run­gen ver­lo­ren gin­gen. Die ursprüng­lich vor­ge­se­he­nen etap­pen­wei­sen Arbei­ten an wei­te­ren Stras­sen­ab­schnit­ten wur­den nicht wei­ter­ver­folgt und es liegt noch kei­ne Aus­füh­rungs­pla­nung zu den ent­spre­chen­den Mass­nah­men vor.

Wie bereits erwähnt, ist die im Pos­tu­lat Merz genann­te Ver­sper­rung der bestehen­den Weg­plat­ten durch Pla­kat­stän­der oder gar Tische und Stüh­le von Restau­rants ein Dau­er­the­ma bei der Stadt­po­li­zei. Regel­mäs­sig wer­den die Anrai­ner durch die Stadt­po­li­zei dar­auf hin­ge­wie­sen und auch ver­warnt. Der Stadt­rat kann Ihnen ver­si­chern, dass wei­ter­hin ein waches Auge auf die Situa­ti­on gewor­fen wird und die Frei­hal­tung der Plat­ten­strei­fen kon­trol­liert und ein­ge­for­dert wird. Aller­dings gibt es ein­zel­ne Situa­tio­nen, bei denen Unter­brü­che nur durch bau­li­che Mass­nah­men ver­mie­den wer­den können.

6.    Wei­te­re Massnahmen

Die Aus­füh­run­gen zei­gen, dass dem Stadt­rat bewusst ist, dass die Situa­ti­on an ver­schie­de­nen Stel­len in der Alt­stadt noch ver­bes­sert wer­den muss. Neben dem Ein­bau von Kor­ri­do­ren mit fla­chen Stein­plat­ten soll gemäss dem Pos­tu­len­ten auch geprüft wer­den, ob die ein­ge­bau­ten Stei­ne abge­schlif­fen wer­den kön­nen, wie das bei­spiels­wei­se in Stein am Rhein und Dies­sen­ho­fen gemacht wird.

Grund­sätz­lich sol­len die Ver­bin­dun­gen mit Plat­ten­strei­fen ana­log zu den bereits aus­ge­führ­ten Abschnit­ten oder unter Ver­wen­dung von geflamm­ten Stei­nen ergänzt wer­den. Bei Bau­ar­bei­ten in den betrof­fe­nen Gas­sen sol­len Plat­ten­strei­fen gegen die Mit­te der Stras­se ver­scho­ben wer­den, wenn dadurch Unter­brü­che, bei­spiels­wei­se durch die Aus­sen­be­stuh­lung von Restau­rants, ver­mie­den wer­den können.

Wir wer­den ger­ne auch Opti­mie­run­gen durch Abschlei­fen von Pflas­ter­stei­nen prü­fen. Dabei ist zu tes­ten, ob das maschi­nel­le Abschlei­fen der bereits ein­ge­bau­ten Stei­ne zu einem befrie­di­gen­den Resul­tat führt. Eine zu glat­te Ober­flä­che könn­te zu erhöh­ter Rutsch­ge­fahr füh­ren. Zudem sol­len die gewähl­ten Lösun­gen auch gestal­te­risch über­zeu­gen und sich in das bestehen­de Stras­sen­bild einfügen.

7.    Fazit

Der Stadt­rat ist ger­ne bereit, das Pos­tu­lat ent­ge­gen zu neh­men und die Begeh­bar­keit der Fuss­sän­ger­zo­ne für Men­schen mit Ein­schrän­kun­gen wei­ter zu ver­bes­sern. Die betref­fen­den Fach­stel­len der Stadt Schaff­hau­sen wer­den mit den ver­schie­de­nen Anspruchs­grup­pen eine Umset­zungs­pla­nung für die fol­gen­den Jah­re aus­ar­bei­ten. Die­se soll auf­zei­gen, wie die bereits erfolg­ten Mass­nah­men ergänzt und bestehen­de Män­gel beho­ben wer­den können.

Für die Pla­nung einer schritt­wei­sen Umset­zung sol­len die­je­ni­gen Abschnit­te ermit­telt wer­den, bei denen der gröss­te Hand­lungs­be­darf besteht. Zudem ist auf­zu­zei­gen, wel­che Mass­nah­men bezüg­lich Wir­kung und Kos­ten vor­teil­haft sind. In ers­ter Prio­ri­tät sind Ver­bes­se­run­gen dort umzu­set­zen, wo sowie­so Sanie­run­gen anste­hen. Die für die Umset­zung not­wen­di­gen Gel­der sol­len mit dem Bud­get­weg bean­tragt wer­den. In die­sem Sin­ne ist der Stadt­rat bereit, das Pos­tu­lat ent­ge­gen­zu­neh­men und zu prü­fen, mit wel­chen Mass­nah­men die Begeh­bar­keit der Fuss­gän­ger­zo­ne für Men­schen mit Ein­schrän­kun­gen wei­ter ver­bes­sert wer­den kann.